Appell an die Bevölkerung für den bewussten Umgang

Trinkwasser-Versorgung lief am Samstag auf Hochtouren

Am Samstag, 8. August 2020, kam der Wassermeister des Wasser- und Abwasserverbands allmählich ins Schwitzen: sämtliche Wasserförderanlagen liefen zwar auf Hochtouren, aber die Abnahme im Netz war kurzzeitig höher als die Förderung. Von einer „Extrem-Situation“ sprechen die beiden regionalen Wasserversorger, der Wasser- und Abwasserverband Osterholz (WAV) und die Osterholzer Stadtwerke noch nicht. Dennoch appellieren sie gemeinsam an alle Osterholzerinnen und Osterholzer an den bewussten Umgang mit Trinkwasser.
„Diesen Samstag hatten wir ein komplett anderes Kundenverhalten als sonst“, erklärt WAV-Verbandsgeschäftsführer Arno Seebeck. Allgemein sei der Verbrauch im Laufe des Tages schwankend, „aber jetzt war der Verbrauch auf hohem Niveau über einen längeren Zeitraum konstant. Das führte dazu, dass sich die Wasservorratsbehälter nicht in gewohnter Weise auffüllen ließen.“ Eine Folge von Covid-19 meinen die Wasserspezialisten: es sind weniger Menschen im Urlaub und durch die Einschränkungen entfiel der Ausflug in die Schwimmbäder, an die Badeseen und an die Küste. Der Anteil der Haushalte mit Gärten ist im Landkreis Osterholz sehr hoch und somit die Nutzung des Trinkwassers für Wasserspaß und Pflanzen.
Zum Vergleich: ein Rasensprenger verbraucht je Stunde bis zu 800 Liter, mehr als das sechsfache dessen, was ein Durchschnittsbürger am Tag (123 Liter), also in 24 Stunden, benötigt.
„Wenn alle gleichzeitig den Hahn öffnen, kommen unsere Anlagen an ihre Grenzen“, schildert Arno Seebeck das einfache Prinzip. Denn für solche Situationen sind die Wasserförderung und die im Landkreis Osterholz über 1.600 Kilometer langen Trinkwasser-Leitungsnetze beider Unternehmen trotz Investitionen in Millionenhöhe und im Sinne einer kostengünstigen Trinkwasserversorgung nicht ausgelegt. Die einzige Lösung lautet: „In solchen Zeiten müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen: Anlagen und Netz müssen in einem einwandfreien Zustand sein und Verbraucher sollten sorgsam mit dem kostbaren Wasser umgehen“, wirbt Arno Seebeck für verständnisvolles Mitmachen.
Die Stadtwerke stimmen dem zu und ergänzen: „Wir alle brauchen unbedingt jederzeit eine sichere und zuverlässige Versorgung mit Trinkwasser. Gerade jetzt in der Corona-Zeit ist das Wasser ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Hygiene-Maßnahmen. Dazu ist es unser wertvollstes Lebensmittel“, hebt Stadtwerke-Geschäftsführer Christian Meyer-Hammerström die bedeutendsten Verwendungszwecke hervor und wirbt ebenfalls für die sensible Verwendung des „Lebensmittels Nummer Eins“. Dagegen sei das Trinkwasser als erfrischender, bestens geprüfter und mit Abstand günstigster Durstlöscher im Sinne der Gesundheit absolut zu empfehlen.
Beide Geschäftsführer betonen die umfassenden Investitionen ihrer Unternehmen in Millionenhöhe Jahr für Jahr. Dabei hat sich für die Versorger die Situation seit dem Hitzesommer 2018 komplett gewandelt. Davor ging der Wasserverbrauch immer weiter zurück: Die wassersparenden Perlatoren an den Wasserhähnen, die wasserverbrauchsärmeren Waschmaschinen und Geschirrspüler, die Spartasten an der Toilette haben in den letzten Jahren den persönlichen Wasserverbrauch stark gesenkt. „Bis vor vier bis fünf Jahren hatten wir einen stagnierenden Wasserverbrauch. Vor zehn Jahren haben wir uns noch über jedes Neubaugebiet gefreut“, blickt Arno Seebeck zurück.
Einen Ausbau der Anlagen und Netze für solche Spitzensituationen vergleicht Arno Seebeck mit der Forderung nach einem Bau einer vierspurigen Autobahn zu einem Festplatz, weil dort einmal im Jahr ein großes Erntefest gefeiert wird. „So etwas macht keinen Sinn und wenn wir ein gemeinsames Bewusstsein für unser Trinkwasser haben, dann wäre uns allen geholfen.“
Über den Wasser- und Abwasserverband Osterholz
Der Wasser- und Abwasserverband Osterholz (WAV), mit Sitz in Schwanewede, übernimmt als kommunales Unternehmen die Wasserversorgung und / oder die Abwasserbeseitigung für sieben Mitgliedskommunen im Landkreis Osterholz.
Als Wasserversorger betreibt der WAV vier Wasserwerke mit insgesamt 26 Förderbrunnen sieben Speicheranlagen sowie ein Trinkwasserleitungsnetz von 1.125 Kilometer, über das mehr als 100.000 Kunden jährlich mit 5,6 Mio. Kubikmeter Trinkwasser zuverlässig versorgt werden.
Im Bereich Abwasser wird das Schmutzwasser von rund 17.000 Hausanschlüssen gesammelt, transportiert und auf drei verbandseigenen Kläranlagen gereinigt.
Der WAV Osterholz beschäftigt zurzeit 52 Mitarbeiter und ist Ausbildungsbetrieb im kaufmännischen sowie im technischen Bereich.
Über die Osterholzer Stadtwerke:
Die Osterholzer Stadtwerke bieten im gesamten Landkreis Osterholz Strom und Erdgas an. Mit dem eigenen Leitungsnetz über 3.014 Kilometer sichert das Unternehmen die zuverlässige und sichere Energieversorgung in Osterholz-Scharmbeck, Ritterhude und Lilienthal. Weitere Geschäftsbereiche sind Nahwärme- und Trinkwasserversorgung, Entwässerung und Straßenbeleuchtung.
Der Energieversorger ist mehrheitlich in kommunaler Hand und in der Region an acht Standorten vertreten: Hauptsitz mit Verwaltung, technischen Dienstleistungen und Kundenzentrum sowie dem Klärwerk ist in Osterholz-Scharmbeck, Betriebshof und Kundenzentrum in Lilienthal. Fünf weitere Kundenzentren befinden sich in Ritterhude sowie in Grasberg, Hambergen, Schwanewede und Worpswede, die sich im Rahmen einer Bankenkooperation innerhalb deren Geschäftsstellen befinden.
Das Unternehmen ist mit einem Jahresumsatz von rund 60 Millionen Euro (Stand: 31.12.2019) ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Landkreis Osterholz und beschäftigt 142 Mitarbeiter, davon 12 Auszubildende. Das Unternehmen engagiert sich auch für die Energiewende vor Ort und betreibt in der Region mehrere moderne Blockheizkraftwerke zur dezentralen Energieversorgung sowie Fotovoltaikanlagen.