Countdown läuft
Erste Anpassungswelle der Erdgasgeräte - Verständnisvolle Kunden erleichtern den Monteuren die Arbeit
Ritterhude / Osterholz-Scharmbeck. Die große Anpassungswelle ist am Laufen: Rund 7.500 Erdgasgeräte werden bis zum Jahresende 2020 in Ritterhude und im südlichen Teil von Osterholz-Scharmbeck auf die neue Erdgas-Qualität angepasst. „Dabei handelt es sich um eine herausfordernde logistische Aufgabe“, erklärt Matthias Laue, Leiter der Gas-, Wärme- und Wasserversorgung bei den Osterholzer Stadtwerken. Er hat sich darauf mit seinem Team und den erfahrenen Dienstleistern gut vorbereitet. „Wir sind gut im Plan und wir wissen auch wie es geht, denn unsere erste Erdgas-Umstellung in Lilienthal ist bereits im April 2018 gut gelaufen. Auch jetzt haben wir wieder einen guten Kontakt zu unseren Kunden, sie zeigen Verständnis und sie unterstützen uns gut bei dieser anspruchsvollen Aufgabe. Dafür sind wir unseren Kunden sehr dankbar.“
Die Erdgasumstellung von L-Gas auf H-Gas erfolgt Ende September in der Gemeinde Ritterhude und im südlichen Teil von Osterholz-Scharmbeck, dazu gehört das Gebiet zwischen der B74 und der Eisenbahnstrecke südlich der Bahnhofstraße sowie der Ortsteil Scharmbeckstotel. Dafür trennen die Stadtwerke ihr Gasverteilungsnetz in der Kreisstadt bis Mitte 2021 vorübergehend in zwei verschiedene Versorgungsgebiete. Im übrigen Teil starteten bereits die Erhebungen der Daten für die weiteren rund 7.000 Erdgasgeräte.
„Bis Weihnachten ist alles fertig“
Gegenwärtig steht die Umstellung im Vordergrund. „Jetzt sind wir in der heißen Phase. Wöchentlich passen die Monteure rund 300 Geräte an. Der Countdown läuft, denn etwa ein Drittel der Geräte muss angepasst werden, bevor das neue Gas kommt. Die Mehrzahl der Geräte kann eine gewisse Zeit auch mit dem neuen H-Gas betrieben werden, die kommen im zweiten Schritt dran. Bis Weihnachten ist alles fertig. Wann, ob und wie die Umstellung erfolgen kann, ist für jedes einzelne Gerät vom Hersteller genau festgelegt und wir haben dafür einen entsprechenden Zeitplan. Deswegen haben wir auch frühzeitig mit der Erfassung der Gerätedaten begonnen.“ Der Arbeitsaufwand für den Wechsel der Düse und der Einstellung ist abhängig vom Gerätetyp. Bei einigen Geräten geht es schneller, bei anderen Modellen dauert es bis zu einer Stunde.
Sicherheit hat hohe Bedeutung
Das Thema Sicherheit hat bei der Erdgasumstellung eine hohe und vielseitige Bedeutung. „Bei den Kundenbesuchen setzen wir auf ein umfassendes Sicherheitssystem mit schriftlicher Terminankündigung, einem Sicherheitscode und erkennbarer Ausstattung der Monteure. Das hat sich sehr bewährt,“ erklärt der Stadtwerke-Fachmann. Etwa jeder zehnte Kunde erhält einen weiteren, ebenfalls angekündigten Kontrollbesuch zur Sicherstellung des hohen Qualitätsstandards.
Aus Sicherheitsgründen ist die Anpassung aller Erdgasgeräte zwingend notwendig. Für rund 200 Geräte hielten die Hersteller keinen passenden Düsen mehr bereit oder sie mussten aus anderen sicherheitsrelevanten Gründen getauscht werden. Die Kunden wurden rechtzeitig informiert und einige nutzten dabei die Serviceleistungen der Stadtwerke. Trotz umfassender Bemühungen von Seiten der Stadtwerke mit Anschreiben, Anrufen und persönlichen Besuchen ist bei etwa zehn Kunden keine Mitwirkung bei der Umstellung zu erkennen. Nicht angepasste Geräte werden unzulässig betrieben, bilden eine Gefahrenquelle und sind von den Stadtwerken als Netzbetreiber nach dem Energiewirtschaftsgesetz zu sperren.
Über 6 Millionen Gasgeräte werden bundesweit auf L-Gas angepasst
In Deutschland gibt es zwei verschiedene „Arten“ von Erdgas: L- und H-Gas. Weite Teile Nord- und Westdeutschlands, so auch der gesamte Landkreis Osterholz, werden mit L-Gas (low caloric gas) aus den Niederlanden und deutscher Eigenförderung versorgt. Das übrige Bundesgebiet erhält H-Gas (high caloric gas), vorwiegend aus Norwegen und Russland. Die Gas-Arten unterscheiden sich in Methangehalt und Brennwert (H-Gas ca. 11,5 kWh/m³, L-Gas ca. 9,8 kWh/m³), also im Energiegehalt.
Die Förderung des L-Gases geht kontinuierlich zurück und wird nach aktuellem Stand 2029 enden. Um die Gasrückgänge auszugleichen und die Versorgungssicherheit jederzeit zu gewährleisten, müssen alle L-Gas-Gebiete Schritt für Schritt auf H-Gas umgestellt werden. In Deutschland nutzen das L-Gas schätzungsweise 4,5 bis fünf Millionen Kunden (Haushalte, Industriebetriebe usw.), die insgesamt über sechs Millionen Gasgeräte (Heizungsanlagen, Herde, Warmwasser-Erzeugungsanlagen usw.) verfügen. Diese Geräte werden in den nächsten Jahren alle angepasst.