Kommunale Wärmeplanung vor Ort
Osterholz-Scharmbeck (osw). Der Krieg in der Ukraine hat der Wärmewende in Deutschland einen enormen Schub gegeben. Denn er hat verdeutlicht, wie abhängig die Wärmeversorgung in der Bundesrepublik bisher vom russischen Gas war. Mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit hat die Bundesregierung die Wärmeplanung in die Hände der Länder gelegt und diese somit zielgerichtet dazu verpflichtet, an der Erreichung der Klimaziele im Wärmesektor zu arbeiten.
Was ist die Kommunale Wärmeplanung?
Bisher baut die Wärmeversorgung zu großen Teilen auf fossile Energieträger wie Erdgas und Öl, zu einem kleinen Anteil beginnt mit dem Einbau von Wärmepumpen (vorwiegend in Neubauten) eine Elektrifizierung der Wärme. Um diese Versorgung unabhängiger und klimaneutraler zu gestalten, wurden Kommunen dazu verpflichtet, die aktuelle Infrastruktur zu analysieren und alternative Versorgungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Kommunale Wärmeplanung ist nichts anderes als die Erarbeitung einer Strategie, wie die Wärmeversorgung der Zukunft ausgestaltet werden soll. Dafür werden die Kommunen folgende vier Schritte durchlaufen:
- Eine Bestandsanalyse, in der mithilfe der Verbrauchsdaten der Netzbetreiber, Schornsteinfeger etc. der aktuelle Wärmebedarf, die Gebäude- und Versorgungsstruktur und die CO2-Missionen dargestellt werden. Dies kann beispielsweise anhand einer digitalen Kartierung erfolgen, in der rote Bereiche einen hohen Energiebedarf aufzeigen und grüne Bereiche einen niedrigen Energiebedarf.
- Eine Potenzialanalyse, in der geschaut wird, welche alternativen Energiequellen an den jeweiligen Standorten sinnvoll wären. Neben Nah- oder Fernwärmenetzen wird hier auch geprüft, ob Geothermie, Wind, Wasser, Sonne, industrielle Abwärme oder auch strombetriebene Wärmepumpen als Wärmequellen genutzt werden können.
- Die Aufstellung eines Zielszenarios, in dem Erzeugung und Verbräuche zusammengebracht werden und die notwendige Versorgungsstruktur abgeleitet wird. Hier wird es eher um Regionen gehen, nicht um konkrete Straßen.
- Die Formulierung einer konkreten Strategie, in der erste Maßnahmen definiert und schließlich umgesetzt werden können.
Die Umsetzung der Maßnahmen ist nicht Bestandteil der Kommunalen Wärmeplanung, sondern beginnt im Anschluss. Wie bei der Umsetzung einer jeden Strategie kann es nach Durchführung der ersten Maßnahmen, die umgesetzt werden, durchaus sein, dass die Planung angepasst wird und sich Folgemaßnahmen entsprechen verändern oder verschieben.
Wann ist es in unserem Landkreis soweit?
In Niedersachsen wurde die gesetzliche Verpflichtung zur Kommunalen Wärmeplanung in 2023 verabschiedet. Demnach müssen bis 2026 Kommunen größer 100.000 Einwohner die Kommunale Wärmeplanung abgeschlossen haben. In unserem Landkreis haben die Kommunen bis 2028 Zeit. Aktuell läuft bereits das Ausschreibungsverfahren der Kommunen, nach dem die Wärmeplanung bis Ende 2024 umgesetzt werden soll. Da die Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung mit der Zusammenführung unterschiedlicher Strukturdaten komplex ist, wird die Bearbeitungszeit auf ein Jahr geschätzt.
Die Rolle der Osterholzer Stadtwerke in der Kommunalen Wärmeplanung
Die Durchführung der kommunalen Wärmeplanung obliegt den Kommunen. Die Osterholzer Stadtwerke als regionaler Energieversorger und Netzbetreiber in der Stadt Osterholz-Scharmbeck, der Gemeine Lilienthal und der Gemeinde Ritterhude sind, wie alle anderen Netzbetreiber in ihren Kommunen ebenfalls, dazu verpflichtet, Verbrauchsdaten adressscharf zu liefern. Als Versorger vor Ort kennen die Stadtwerke die Begebenheit der Netze und die Versorgungsstruktur im Netzgebiet besser als jeder andere und werden gerne auch dienstleistend tätig. Diese Entscheidung wird jedoch im Rahmen der o.g. europaweiten Ausschreibung getroffen.
Bereits im Sommer 2023 sind die Stadtwerke aktiv geworden und haben im Rahmen von Informationsveranstaltungen die Kommunen über rechtliche Rahmenbedingungen informiert.
Die Osterholzer Stadtwerke haben Erfahrung in der Wärmeplanung
Im Rahmen unterschiedlicher Quartiersprojekte konnten die Osterholzer Stadtwerke bereits für einzelne Bereiche im Versorgungsgebiet die Wärmeplanung vorantreiben. So wurde im Quartier Mühlenberg / Baumsiedlung in Ritterhude auf Basis einer umfassenden Sanierungsberatung die Versorgung mehrerer Straßenzüge auf den Prüfstand gestellt. Ferner befinden sich weitere Quartiere in bzw. kurz vor der Umsetzung.